Wie steht es aktuell um Arzneimittel-Lieferengpässe?

Medipolis sieht mit Biosimilars-Substitution die Versorgungssicherheit für Krebspatienten zukünftig gefährdet.

Jena,  12.07.2023 — Die Engpässe in der Medikamentenversorgung Ende letzten Jahres haben die Öffentlichkeit bewegt. Auch in den Medipolis Apotheken häuften sich die Kundenfragen, ob Medikamente in ausreichender Menge verfügbar sind. Insgesamt gelingt die Beschaffung von Arzneimitteln, jedoch ist der Beschaffungsprozess viel aufwendiger und komplexer.

Welche Gründe haben solche Engpässe?

Kurz gesagt: Durch den wirtschaftlichen Druck aufgrund der Regelung von Rabattverträgen zwischen Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und Herstellern von Arzneimitteln ist es in den letzten Jahren dazu gekommen, dass einige wenige Hersteller Verträge mit Krankenkassen abgeschlossen haben, und damit eine große Anzahl von Patienten versorgen. Viele Hersteller müssen sich daraufhin aus wirtschaftlichen Gründen aus der Herstellung dieser Arzneimittel zurückziehen. Dies betrifft vor allem Länder wie Deutschland, Österreich, Schweiz oder die USA. Wenige Hersteller in China oder Indien bleiben übrig. Wenn diese Hersteller dann Lieferprobleme haben, kann das nicht mehr schnell durch andere Hersteller ausgeglichen werden. 

Auch aktuell stehen 500 Arzneimittel auf der vom Bundesinstitut für Arzneimittelmittel und Medizinprodukte (BfArM) herausgegebenen Lieferengpass-Liste.

Mögliche Maßnahmen bei solchen Lieferengpässen können sein, dass beispielsweise der Import von im Ausland zugelassenen Arzneimitteln gestattet wird. Alternativ können Apotheken selbst Fieber- und Antibiotika-Säfte herstellen.

Wie ist die aktuelle Lage für Arzneimittel, für die es in der Therapie keine Alternativen gibt?

Dieser Frage muss sich Dr. Christian Wegner, Inhaber der Saale Apotheke Jena e. K. sowie Geschäftsführer der Medipolis Unternehmensgruppe, seit 2022 stellen.
Eine Verbesserung für die Schwerkrankenversorgung ist hier nicht in Sicht.

Dem Bundesministerium für Gesundheit liegt aktuell ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vor, der Änderungen der Arzneimittelrichtlinie (AM-RL) vorsieht. Diese betrifft auch die sogenannten Biosimilars, d. h. Nachahmerpräparate von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln (Biopharmazeutika). Nach Konkretisierung des Regelungsauftrages im Sozialgesetzbuch SGB V mit Fokus auf Arzneimittel, die direkt von Apotheken an Ärzte abgegeben werden, werden im ersten Schritt voraussichtlich drei Krebsmedikamente betroffen sein, für die es keine Versorgungsalternativen gibt. Dabei handelt es sich um die Wirkstoffe Trastuzumab, u.a. bei Brustkrebs eingesetzt, Bevacizumab, u.a. bei Darmkrebs verwendet, und um Rituximab, das u.a. bei Lymphdrüsenkrebs eingesetzt wird.

Geplant ist, zukünftig den Austausch dieser biologischen Arzneimittel durch Apotheken verpflichtend zu machen. Die Neuregelungen werden, vorbehaltlich einer Nichtbeanstandung durch das Bundesministerium für Gesundheit und Veröffentlichung im Bundesanzeiger, möglicherweise im Oktober 2023 in Kraft treten.

Wie könnte es weitergehen?

Konsequenzen dieser Entscheidung wären voraussichtlich genau solche Rabattverträge zwischen Gesetzlichen Krankenkassen und Herstellern von Arzneimitteln, die bereits in der Vergangenheit Lieferengpässe verstärkt haben.

Damit ist zu erwarten, dass die Herstellung dieser Substanzen zu den rabattierten Preisen hier in Europa oder Nordamerika nicht mehr stattfinden wird. Die Industrie könnte nach Asien abwandern und die Versorgung wäre auch bei diesen Substanzen von diesen Ländern abhängig. Bei Lieferabrissen wäre die Versorgung von Krebspatienten mit diesen Wirkstoffen gefährdet.
Hier geht es nicht um Fiebersäfte, um Wirkstoffe bei Bagatellerkrankungen oder um Substanzen, für die es Alternativen gibt, sondern es geht um die Verkürzung von Lebenszeit für Patienten, die nicht versorgt werden können.

Im Fazit heißt es also: Die Situation bleibt angespannt. Medipolis arbeitet mit viel Aufwand an der guten Patientenversorgung und an der Lösung von auftauchenden Lieferengpässen. Auch unter ggf. veränderten gesetzliche Regelungen werden wir als starkes Team gemeinsam Wege finden, um die Patientenversorgung unserer schwer kranken Patienten sicherzustellen.

Wie steht es aktuell um Arzneimittel-Lieferengpässe? Medipolis sieht die Versorgungssicherheit für Krebspatienten aufgrund der Biosimilars-Substitution zukünftig gefährdet.